Sie war eine der ersten Frauen, die im 19. Jahrhundert allein auf Weltreise ging. In der Zeit des Biedermeiers eine Sensation, die von den Männern nicht immer mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Der Platz einer Frau war das Heim, an der Seite der Kinder. Doch Ida Pfeiffer wollte sich nicht mit dieser Rolle zufriedengeben. Bereits als Kind mit einem gehörigen Sinn (zur damaligen Zeit als männlich charakterisiertem) Unternehmungsgeist ausgestattet, musste sie ihre Pläne auf ein selbstverwirklichtes Leben jedoch vorerst auf Eis legen. Erst nach dem Scheitern ihrer Ehe und mit den Kindern außer Haus, konnte die mittlerweile bereits in ihren 40ern angelangte Dame nichts mehr in Wien halten. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen machte sie sich auf den Weg ins Heilige Land (ihrer Familie erzählte sie, sie wollte „lediglich“ Verwandte in Konstantinopel besuchen). Weitere Reisen sollten folgen. Insgesamt hat Ida Pfeiffer in den ihr verbliebenen 16 Jahren eine Strecke, die sieben Mal um die Welt entspricht, zurückgelegt. Ihre zweite große Weltreise führte sie auch nach Nord- und weiter nach Südamerika.

Im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums kann man sich derzeit einen Überblick über fünf ihrer Reisestationen sowie die damals im Umlauf befindlichen Münzen holen – dabei kommt auch Ida Pfeiffer selbst zu Wort. Immer wieder schreibt die unermüdliche Weltenbummlerin in ihren Aufzeichnungen (die ihr weltweit große Bekanntheit bescherten) neben den im jeweiligen Land angebotenen Waren auch über die Münzen. So berichtet sie beispielsweise im Rahmen ihrer zweiten Weltreise über San Francisco, dass der „Goldüberfluß so groß“ sei und die Preise „so hoch, daß gar keine Kupfermünze im Umlauf ist.“

Ida Pfeiffer dürfte im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ dementsprechend auch mit der von der Firma „Kellogg & Co.“ geprägten 20 Dollar Goldmünze in Berührung gekommen sein. Eines der wertvollsten Stücke der Ausstellung. In Gesellschaft befindet sich das begehrte Stück unter anderem mit einem „Cuarto“ aus der Republik Ecuador sowie einem Spanischen Taler (Pesos), der im 16. Jahrhundert millionenfach in Spanien produziert wurde und weltweit verbreitet war. Lediglich eine kleine Auswahl von den rund 100 verschiedenen Münzen, die Ida Pfeiffer im Laufe ihrer Weltreise in der (allerdings stets klein gehaltenen) Reisekasse hatte.

Frühe männliche Reisende

Welche Mühsal es bedeutet haben muss, permanent sein Geld in lokale Währungen umzutauschen, davon zeugen auch die erhaltenen Aufzeichnungen des im Mittelalter Reisenden Wolfger von Erla. Als Bischof von Passau reiste dieser 1204 nach Rom, um für das Amt des Patriarchen von Aquileia zu kandidieren. Noch heute sind seine zahlreichen getätigten Wechselgeschäfte belegt. So erfährt man beispielsweise, dass er in Siena einen Silberbarren – er führte diese mit, um den Geldwechsel zu vereinfachen – gegen 1.462 Sieneser Denare eintauscht hatte. Eine beachtliche Menge Geld, wenn man bedenkt, dass man sich um 30 Sieneser Denare ein gutes Paar Schuhe leisten konnte.

Während der Patriarch, der später selbst Münzen prägen ließ, vermutlich nur einer Handvoll Besucher*innen bekannt sein dürfte, ist der Name Marco Polo noch heute jedem Kind vertraut. Der venezianische Kaufmannssohn, der 17-jährig gemeinsam mit seinem Onkel und seinem Vater seine Heimatstadt Venedig verließ, hatte, als er nach seiner 24 Jahre andauernden Reise 1295 zurückkehrte, jede Menge Münzen kennengelernt. Die Palette der für die Ausstellung ausgewählten reicht vom italienischen „Grosso“ (eine in Venedig geprägten Silbermünzen, die den amtierenden Dogen Lorenzo Tiepolo und den Heiligen Markus zeigt) bis hin zur (Loch-)Münze aus der Zeit der Yuan-Dynastie mit mongolischer Quadtratschrift. Im Gepäck hatte der wohl bekannteste Weltreisende aber vor allem jede Menge Geschichten. Seine so zu Papier gebrachten Reiseerzählungen – darunter sein berühmtestes Werk „Il Milione“ – zählen bis heute zu den meistgelesenen der Welt und begründeten den Ruhm des Weltenbummlers. Viele der Geschichten schienen seinen Landsleuten allerdings so unglaubwürdig, dass sie ihn der Hochstapelei bezichtigten. Zu haarsträubend nahm sich das darin Geschilderte aus. So berichtete er beispielsweise davon, dass in China bedrucktes Papier als Währung im Umlauf sei. Etwas dermaßen Abwegiges konnte man sich in der von Münzen bestimmten (europäischen) Welt nicht vorstellen. Das Papiergeld soll aus der Rinde des Maulbeerbaumes hergestellt worden sein, wie man nicht nur im Vitrinentext, sondern auch in der Online-Version der Ausstellung erfährt.

Zur Schau erschienen ist zudem ein Begleitheft (für einen Katalog hätte das Geld gefehlt). Je eine Seite informiert zu einem der 16 in der Ausstellung vorgestellten Weltreisenden. Die Palette reicht von Olympias, der Mutter von Alexander dem Großen, über den, gemeinsam mit seinem Pfleger von Ceylon über Spanien nach Wien angereisten, Elefanten Soliman bis hin zur Popband die Beatles, die in einem Jahr den Globus umrudeten und 130 Konzerte gaben.

Fazit: Eine wunderbare Ausstellung, die große Lust macht mehr zu erfahren. Wer hätte gedacht, dass Münzgeschichte(n) derart spannend sein können. Eine Publikation zum Thema wäre wünschenswert.

In 80 Münzen um die Welt
Münzkabinett
Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Öffnungszeiten Juni bis August: täglich 10 – 18 Uhr, Do bis 21 Uhr
www.khm.at

Ausstelliungsansicht
Titelbild: Septimius Severus (reg. 193–211) für Iulia Domna. Sesterz, 198–211, Rom Wien, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. RÖ 14918 © KHM-Museumsverband

Geschrieben von Sandra Schäfer